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Warum schwitzen wir?

Sowohl bei hohen Außentemperaturen als auch bei körperlicher Betätigung versucht der Körper durch Schwitzen, eine Überhitzung zu vermeiden. Dafür wird über die Ausscheidung von Wasser Verdunstungskälte erzeugt. Die Regulation der Schweißproduktion wird von Anteilen des autonomen Nervensystems übernommen, die nicht willentlich beeinflusst werden können.

Ein Schweißkontrollzentrum zur Messung der aktuellen Körpertemperatur befindet sich im Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns). Der Hypothalamus  ist Schaltstelle für viele wichtige autonome Nervenfunktionen wie etwa Wärmeregulation, Blutdruckeinstellung, Atmungsregulation oder Wach- u. Schlafrhythmus.

Dort stehen spezielle Nervenzellen zur Verfügung, die bei Überwärmung eine Aktivierung bestimmter autonomer, sog. sympathischer Nervenbahnen bewirken. In weiterer Folge regen sie die Schweißdrüsen der Haut zur vermehrten Schweißproduktion an. Neben Überhitzung und körperlicher Betätigung können auch psychische Faktoren (Angst, Erregung), Infektionskrankheiten (Fieber) und hormonelle Einflüsse schon unter physiologischen (normalen) Bedingungen eine vermehrte Schweißproduktion bewirken.

Die Hyperhidrose beschreibt eine lokale (örtliche, umgrenzte Körperregionen betreffende) oder generalisierte (den gesamten Körper betreffende) Steigerung der Schweißsekretion mit Krankheitswert.

Anatomie - Drei Millionen Schweißdrüsen 

Die Schweißdrüsen werden mikroskopisch in ekkrine und apokrine Schweißdrüsen unterteilt. Die ekkrinen Schweißdrüsen kommen an der gesamten Hautoberfläche vor. Ausnahmen bilden Lippenrot und Glans penis. Die apokrinen Schweißdrüsen werden auch Duftdrüsen genannt. Sie kommen nur in bestimmten Hautgebieten vor (Achselhöhle, Brustwarze, Genital- und Analgegend).
Das Sekret der Schweißdrüsen ist dünnflüssig und säuerlich. Die wichtigsten Bestandteile sind Wasser, Natriumchlorid, Harnstoff, Ammoniak und Harnsäure. An der Hautoberfläche bildet der Schweiß einen Säureschutzmantel, indem er durch seine chemische Zusammensetzung entscheidend zur Abwehrfunktion der Haut gegen Krankheitserreger mitwirkt.

Wenn der Schweiß an der Hautoberfläche verdunstet, wird der gesamte Organismus abgekühlt. Die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) in der Haut (Dermis) werden dabei heruntergekühlt. Der Schweiß hat also wichtige Aufgaben für die Körpertemperatur. Bei starker Hitze beginnt die Schweißsekretion im Gesicht, breitet sich dann über den Körper aus und gelangt auch zu Handteller und Fußsohle. Bei nervöser Erregung (Stress) beginnt dagegen die Schweißsekretion an Handteller und Fußsohle. Grenzwerte der Schweißsekretion sind ein Liter pro Stunde oder 18 Liter pro Tag.

Ursachen für die Hyperhidrose

Verursacht wird die erhöhte Schwitzneigung durch ein Ungleichgewicht im vegetativen (autonomen) Nervensystem (erhöhter Sympathikotonus). Hierdurch kommt es zur übermäßigen Ausschüttung des Überträgerstoffs an den "sympathisch" innervierten Schweißdrüsenzellen (Acetylcholin), was sich insbesondere an den schweißdrüsenreichen Körperstellen (Achseln, Handflächen, Fußsohlen) mit allen bekannten unangenehmen Folgeerscheinungen bemerkbar macht: tropfnasse T-Shirts im Achselbereich, dauernd kalte, feuchte oder nasse Hände, unangenehmer Schweißgeruch an den Füßen usw. Emotionale Stimuli, die das sympathische Nervensystem aktivieren, können den Prozess weiter verstärken: Prüfungsangst, Alltagsstress, Kontaktangst. "Labile", "sensible" Menschen sind deshalb von der krankhaften Hyperhidrosis häufiger betroffen.

Es kann zwischen einer primären und einer sekundären Hyperhidrose unterschieden werden:
Bei der primären Hyperhidrose (emotionales Schwitzen) ist die bei weitem häufigste Hyperhidroseform. Die Erkrankung beginnt in der Regel in der Pubertät und hält das ganze Leben lang an. Es kommt besonders in Stresssituationen zu einem verstärkten, häufig ausbruchsartigen Schwitzen. Die betroffenen Patienten leiden häufig massiv unter der sich hieraus ergebenden sozialen Stigmatisierung: Angst, andere mit unangenehmem Schweißgeruch zu belästigen oder als ungepflegt zu gelten. Aus diesem Grund sind an Hyperhidrose Erkrankte häufig besonders reinlich. Die Angst vor dem Schwitzen und die Ohnmachtsgefühle währenddessen verstärken den Leidensdruck noch.

Bei der sekundären Hyperhidrose entsteht das Schwitzen als Symptom einer Grundkrankheit, für gewöhnlich ist dabei der ganze Körper betroffen.
Mögliche Erkrankungen sollten natürlich vor einer Behandlung der Hyperhidrose abgeklärt werden, z.B.:

Adipositas (Übergewicht)

hormonell:
endokrine Hyperhidrose bei Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
Phäochromozytom (seltener u.a. adrenalinproduzierender Tumor)
Klimakterium (Wechseljahre)

neurologisch:     
Schädigung des Sympathikus oder Irritation durch z.B. eine Halsrippe
Halsmarkerkrankung evtl. mit Hornersyndrom
Querschnitt-Symptomatik
nach Unfallverletzungen von Nerven

psychisch:
psychische oder psychiatrische Leiden

medikamentös:
Einnahme von Hormonen, Sympathomimetika, Kortikoiden, Salicylsäure u.a.