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Therapiemöglichkeiten

Nach ersten Therapieversuchen mit Antitranspiranten bleibt dem oder der Betroffenen sinnvoll eigentlich nur zwei Therapieformen übrig. Die Behandlung mit Botulinumtoxin A ist sicher, nebenwirkungsarm und effizient, aber leider ziemlich teuer und garantiert zeitlich begrenzt. Der einzige Weg, dauerhaftes Schwitzen zumindest im Achselhöhlenbereich zu beseitigen, ist die Schweißdrüsensuctionskürettage. Das ist zwar aufwändiger als die Botulinum -Behandlung, aber dauerhaft. Beide Verfahren werden z.B. in Bremen in der Aestheticum - Praxisklinik angeboten.

Vorbeugen

Um einer Hyperhidrose vorzubeugen oder ihre Auswirkung abzuschwächen, sind allgemeine Maßnahmen empfehlenswert, die die Schweißproduktion mindern können. Kaffee, Alkohol, Zigaretten und scharfe Gewürze können die Hyperhidrose verschlechtern. Stress als schweißtreibender Faktor kann nur sehr individuell gehandhabt werden. Entspannungsübungen, die aktuelle Lebenssituation überdenken und Zeitpläne können hilfreich sein. Textilien aus Polyacryl können Schweiß nicht nach außen abgeben, atmungsaktive Kleidung aus Baumwolle ist deshalb günstiger.

Botulinumtoxin A

Ausgezeichnete Behandlungserfolge können im Bereich der Achselhöhlen, Handflächen und in anderen Bereichen durch die lokale Injektion von Botulinumtoxin A, dem sog. „Botox“ erreicht werden. Der Erfolg ist jedoch nicht dauerhaft, die Injektionen müssen nach längerer Zeit wiederholt werden.

Bei Botulinumtoxin A handelt es sich um das Bakteriengift vom sporenbildenden Anaerobier Clostridium botulinum. In die gleiche Bakterienfamilie gehören auch die Erreger von Wundstarrkrampf (Tetanus – Clostridium tetani) und Gasbrand (Clostridium perfringens). Alle Bakterien dieser Familie sind hochgiftig, d.h. kleinste Mengen können sehr gefährlich sein – aber nicht in der handelsüblichen Verdünnung. Zudem hat das Medikament eine hohe therapeutische Breite, d.h. anders als bei Digitalis (Herzrhythmusstörungen) oder Insulin (Zuckerkrankheit) ist eine Überdosierung vom mehrfachen der beabsichtigten Menge kein Problem. Verdünnt wird die Substanz inzwischen bei über hundert verschiedenen Indikationen eingesetzt, so z.B. in der ästhetischen Medizin zur Faltenbehandlung, beim muskulären Schiefhals, bei Spastiken oder zur Behandlung des Schielens.

Die Wirkung von Botulinumtoxin A beruht auf einer Blockierung der Signalübertragung von den Nervenzellen auf die Schweißdrüsen oder die Muskulatur. Es blockiert das "Andocken" des Überträgerstoffs Acetylcholin. Dadurch kommt es nach Injektion der Substanz unter die Haut vorübergehendend zum fast vollständigen Versiegen der Schweißsekretion. Der Erfolg ist meist sehr deutlich,  er stellt sich innerhalb weniger Tage ein und bleibt für mehrere Monate, manchmal auch über ein Jahr. Eine erneute Behandlung ist dann möglich. Das Verfahren ist risiko- und relativ schmerzarm, aber teuer.

Durch den hohen Verdünnungsgrad treten bei der Therapie mit Botox praktisch keine Nebenwirkungen auf. Geeignet ist das Verfahren zur Behandlung des lokalisierten übermäßigen Schwitzens besonders axillär, bei der Behandlung von Gesicht, Händen oder Füßen besteht immer parallel das Problem der Lähmung von Muskulatur. Besonders im Gesicht muss das im Einzelfall abgewogen werden.

Ein kompensatorisches Schwitzen findet nicht statt, weil der Körper nicht merkt, dass ein Teil der „Schwitzsignale“ von den Schweißdrüsen nicht ausgeführt wird.

Schweißdrüsensaugkürettage

Ziel der Behandlung mittels Schweißdrüsenabsaugung ist eine dauerhafte Normalisierung des Schwitzens. Der Eingriff ist wenig belastend und in örtlicher Betäubung schmerzfrei und ambulant durchführbar.
Im Idealfall ist die Achselhöhle ganz „trocken“, eine Restschweißbildung wie bei einem Menschen ohne Hyperhidrose ist aber auch als Operationserfolg zu werten.
Die Saugkürettage ist bei entsprechender Operationstechnik aus heutiger Sicht derzeit der beste Kompromiss zwischen erzielbarer Verbesserung des Schwitzens, Größe der entstehenden Narben, Nachhaltigkeit des Therapieerfolgs und Komplikationsmöglichkeiten für den Patienten. Obwohl das Verfahren als solches in den Händen eines erfahrenen Operateurs relativ unproblematisch ist, kommt es für den Therapieerfolg auf die Details der OP-Technik an.

Technik

Nach Setzen einer lokalen Betäubung  wird über einen nur wenige Millimeter messenden Hautschnitt eine Tumeszenslösung unter die Haut der Achselhöhle gespritzt, die speziell für diesen Zweck optimiert wurde. Sie besteht aus Kochsalzlösung mit Zusätzen von lokalem Betäubungsmittel und Adrenalin, um Gefäße in der Region zu verengen, was Blutergüsse oder Nachblutungen minimiert. Nach Abwarten der Einwirkzeit wird mit einer speziellen Saugkürette die Haut von der Innenseite behandelt, dabei werden Schweißdrüsen schonend abgeschabt und durch Absaugung entfernt. Daher der Name „Suctionskurettage“. Die Hautschnitte werden durch jeweils eine Naht verschlossen. Anschließend wird ein Druckverband mit Flächenpflastern angelegt, der für 5 Tage verbleibt. Nach 8-10 Tagen werden die Fäden entfernt.


Risiken

Kein operativer Eingriff ohne Risiken, bei dieser minimal-invasiven Vorgehensweise sind die allerdings gering. Möglich sind Bluterguß, Nachblutung, Verhärtungen oder vorübergehendes Taubheitsgefühl in der Achselhöhle. Äußerst selten sind Vernarbungen oder Gewebsverluste, die durch zu aggressives Vorgehen verursacht werden.

Sie sollten sich 1-2 Tage schonen und möglichst nicht zur Arbeit gehen müssen, anschließend sind wieder alle Bewegungen erlaubt. Sport sollte nach 2 Wochen wieder vorsichtig ausgeübt werden. 5-10% der Patienten benötigen eine zweite Behandlung, die dann kostenfrei erfolgt.

Schweißdrüsen können nicht nachwachsen, der Erfolg ist somit dauerhaft. Es kommt auch nicht zu einem sog. „kompensatorischen“ Schwitzen, d.h. der Körper schwitzt nach der Behandlung an einer anderen Stelle nicht zusätzlich mehr. Die normale Thermoregulation ist nach wie vor problemlos möglich, da pro Achsel ein ca. handtellergroßes Areal „trockengelegt“ wird.

 

Alternative Behandlungsmethoden

Leitungswasser - Iontophorese

Bereits 1936 konnte gezeigt werden, dass in einem Wasserbad mit Hilfe eines Gleichstroms verschiedene Substanzen in die Haut eingebracht werden können. Dies bewirkt eine vorübergehende Schweißhemmung, d.h., diese Behandlung muß konsequent wiederholt werden. Dabei werden die Hände oder Füße in zwei Wannen mit Wasser gelegt. In jeder Wanne ist ein elektrischer Leiter. Die Hände bzw. Füße sind der andere elektrische Leiter, der den Stromkreis schließt. Bei Anlage eines Schwachstroms lagern sich Mineralien aus dem Wasser in die Schweißdrüsen ein, blockieren die Kanäle und begrenzen so das Maß an freigegebenem Schweiß.

Einige Patienten haben gute Ergebnisse erzielt, während andere keine Wirkung bemerkten. Die Prozedur ist bei einigen Patienten schmerzhaft, so dass man bei diesen dann mit niedrigeren Spannungen beginnt, um die Patienten daran zu gewöhnen. Zur Unterstützung kann auch Glycopyrroniumbromid 0,05- oder 0,1-prozentig in der Iontophoresebehandlung genutzt werden.

Die Iontophorese ist im Bereich der Achseln technisch schwieriger als an den Händen und ist deswegen dort weniger erfolgreich. An Händen und Füßen führt eine 2-3mal wöchentliche Behandlung über mindestens 2 Monate in ungefähr 80% zu einer Besserung, muß aber natürlich konsequent weitergeführt werden

Aluminium

Hilfe für einige Zeit bieten bestimmte Aluminiumverbindungen zum Auftragen, die aber bei dauerhafter Anwendung zu Reizungen und Jucken auf der Hautoberfläche führen.

Diese sind in Antitranspirantien (lokale Schweißhemmer) enthalten und werden im Allgemeinen als erste therapeutische Maßnahme empfohlen. Die Aluminiumsalze dringen in die Schweißkanäle, verbinden sich mit dem dortigen Keratin und verstopfen damit die Drüsenausführungsgänge.

Die wirksamste Substanz scheint eine Lösung von Aluminumchlorid in 70-90% Äthylalkohol zu sein, die abends 2-3-mal pro Woche aufgetragen wird. Manche Patienten müssen die Behandlung allerdings aufgrund von zu starker Hautirritation abbrechen und, falls auch eine schwächere Lösung (10% in wässriger Lösung) nicht vertragen wird, zu anderen Methoden greifen. Diese Behandlung hat im allgemeinen eine zufriedenstellende Wirkung bei leichter bis mäßiger Hyperhidrose. Die Lösung wird vor dem Schlafen auf die schwitzenden Körperstellen aufgetragen, da es nachts zu einer geringeren Schweißbildung kommt und die Lösung nicht ausgeschwitzt wird. Dabei sollte wegwerfbare Kleidung getragen werden, da diese Lösung Textilien verfärbt. Nach einer Woche täglichen Gebrauchs ist es ausreichend, die Behandlung 1-2 Mal pro Woche zu wiederholen, und das für mindestens 2 Monate.

Da die verfügbaren Fertigprodukte diesen Wirkstoff in nur geringen Dosierungen enthalten, ist zu empfehlen, sich gegebenenfalls in einer Apotheke eine höherprozentige
Aluminiumchloridlösung herstellen zu lassen. Je nach Körperstelle empfehlen sich unter Umständen unterschiedliche Konzentrationen, die optimale Dosierung muss dann ermittelt werden. Einen guten Kompromiss stellt eine 20%ige Lösung dar. Als Hauptpflegemittel kann etwas Glyzerin zugegeben werden. Rezeptur: Aluminiumchlorid-Hexahydrat 20% + Glyzerin 2% ad 100 mit 70%igem Alkohol.

Tabletten

Die systemische Gabe von nervenwirksamen (anticholinergen) Substanzen wird aufgrund der Nebenwirkungen (Schläfrigkeit, Mundtrockenheit, Sehstörungen) fast nie toleriert.
Hexamethylentetramin (Methenamin):
Die Hexamethylentetraminhaltige Salbe wird ein- bis zweimal täglich auf die betroffenen Hautareale aufgetragen. Das durch Hexamethylentetramin in Verbindung mit dem sauren Schweiß produzierte Formaldehyd denaturiert die Proteine im Schweiß und verschließt dadurch die Schweißdrüsen.

Glycopyrroniumbromid

In 0,5- bis 3-prozentiger Konzentration zum Auftragen auf die Haut, als Creme oder Roll-on in Apotheken erhältlich.

Psychotherapie

Bei den allermeisten Patienten wirkungslos. Es handelt sich bei diesen Patienten äußerst selten um Menschen mit primären psychischen Problemen. Wenn vorhanden, sind psychosoziale Problematiken im allgemeinen eine Folge und nicht die Ursache der Schweißstörung. Daher haben Psychopharmaka keinen Platz in der Behandlung, und Psychotherapie kann höchstens dazu beitragen, daß der Patient mit diesem Handikap zu leben lernt.

Operative Verfahren

Endoskopische transthorakale Sympathektomie (ETS)

Diese minimal invasive Operation, die unter Vollnarkose durchgeführt wird, bessert die Symptome wohl signifikant, sollte allerdings aufgrund der möglichen Komplikationen (Pneumothorax, Horner-Syndrom mit verengter Pupille, hängendem Oberlid und einem in die Augenhöhle zurückweichenden Augapfel, kompensatorisches Schwitzen) nur in ansonsten therapieresistenten Fällen durchgeführt werden. Insbesondere das kompensatorische Schwitzen ist eine sehr ernst zu nehmende Erscheinung. Diese ist, einmal aufgetreten, fast nicht behandelbar und tritt laut Literatur nach 6-15 Jahren in bis zu 85% aller Fälle auf. Bei der Sympathektomie werden Nervenganglien des sympathischen Grenzstrangs nahe der Brustwirbelsäule mittels Hochfrequenzstrom zerstört bzw. der Grenzstrang durchtrennt oder abgeklemmt (Clipping). Damit lässt sich in der Großzahl der Patienten eine Hyperhidrose der Hände und des Gesichts, oft auch der Achselhöhlen, erfolgreich behandeln. Eine Behandlung der Füße erfordert eine Nervenblockade nahe der Lendenwirbel. Diese aufwändigere Operation erfordert eine Öffnung der Bauchhöhle und birgt hohe Risiken wie z.B. Impotenz.

Bei axillären Hyperhidrosen (der Achseln) kann durch eine Sympathektomie nur bei ca. 50 Prozent der Operierten eine Besserung der Hyperhidrose erreicht werden, sodass dieses Verfahren bei einer isolierten axillären Hyperhidrose nicht zu empfehlen ist.


Lokale Schweißdrüsenexzision

Das betroffene Hautareal wird mitsamt den Schweißdrüsen entfernt. Es treten häufig Wundheilungsstörungen auf, die Narbenbildung kann die Beweglichkeit der betroffenen Körperstellen beeinträchtigen, und es entstehen große sichtbare Narben. Hinzu ist das Ausschneiden des kompletten schwitzenden Areals oft nicht möglich. Diese Behandlungsmethode wird heutzutage nicht mehr verwendet.